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Reinfelder und Hertel -
Refraktor aus 19. Jahrhundert

Mit modernen Geräten kann er optisch und mechanisch zwar sicherlich nicht mithalten,
es macht aber trotzdem noch Spaß mit dem Veteranen ins Feld zu ziehen.
Vor allem für Planeten- und Mondbeobachtung schleppe ich das 60-Kilo - Gerät immer mal gerne auf die Alb.
1" bei Doppelsternen konnte schon getrennt werden.
Allgemeine Beschreibung: Der Tubus besteht aus Holz, der ungewöhnlich lange Okularauszug,
sowie das Objektiv und fast die gesamte Montierung sind aus Messing.
Das unvergütete Objektiv ist ein Zweilinser mit Luftspalt, freie Öffnung 107 mm und die Brennweite
von 1600 mm ergeben das klassische Öffnungsverhältnis 1/15.

ausgestellt Ende der `70er Jahre auf der FAA in Laupheim
Die Holzsäule trägt offensichtlich noch die originale Lackierung, die wie bei solchen Geräten in Teak o.ä. gehalten ist.
Der Fuß besteht aus Eisen und ist nivellierbar.
Frontalansicht
Die Montierung ist parallaktisch und etwas ungewöhnlich. Der Fernrohrtubus liegt direkt auf dem Deklinationszahnrad,
das somit keinen Vollkreis bildet. Links und rechts zum Gewichtsausgleich zwei verstellbare Messingtuben mit Bleifüllung.
Seitenansicht mit Deklinationsrad und Polhöheneinstellung
Die Nachführung geschieht manuell über lange keulenförmig gedrehte Holzgriffe mit einem Kardangelenk aus Messing.
Rekt.-Klemmung mit Getriebekasten
Alle relevanten Teile der Montierung lassen sich justieren und sind recht präzise gefertigt.
Markierung
Einige größere Teile der Montierung sind sind mit kleinen V- förmigen Markierungen versehen, wie hier im rechten oberen Bildteil,
re.neben dem Lichtreflex.


Objektivfassung
In der Fassung eingraviert : " Reinfelder und Hertel München"
Okularhülse mit Zenitokular
In einer Okularhülse eingraviert "Otto Töpfer & Sohn Potsdam". Dem Fernrohr lagen etliche Okulare und
Adapter verschiedenster Durchmesser (keines davon 31,8mm = 1 1/4" oder 2") bei.

Das Gerät war mehrmals bei der FAA in Laupheim ausgestellt. Hier wurde die Meinung geäußert,
es könnte dem ausgehenden 19. Jahrhundert zugeordnet werden, aufgrund der Art der Lackierung.
Die ist allerdings im Original nur noch an der Objektivfassung vorhanden.
Eine Nachfrage bei der Firma Hertel und Reuss (wegen Gravur Reinfelder und Hertel) erbrachte keine Hinweise,
eine Firma Reinfelder gibt es wohl nicht mehr und die IHK behauptete, keine Vorkriegsunterlagen über Firmen zu haben.
Im Deutschen Museum in München konnte man auch nicht sehr viel darüber sagen, nur daß das Gerät
wohl aus Komponenten verschiedener Quellen zusammengestückelt und nicht als einheitlich anzusehen ist.
Die Montierung sah man zunächst als ein Einzelstück an, vielleicht ein sog. Meisterstück anläßlich einer Handwerksprüfung.
Diese Nachforschungen fanden anfang der 80er Jahre statt.
Das Rohr war über die gesamte Länge eingerissen und der Deklinationszahnkranz schon ziemlich abgerieben.
Zur Stabilisierung und damit man damit wieder beobachten konnte wurde der Tubus mit Kunstharz laminiert,
was ich später mühsam wieder entfernte um den "antiken" Charakter wieder zur Geltung zu bringen.
Leider ist dann eine Einbeizung etwas dunkler als die Originalfärbung geraten.
Dafür sind aber die Risse nicht mehr so auffällig und mit Leimpaste wieder stabilisiert.
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Reaktionen auf diese Seite

Dez. 2003.: Zwei emails beziehen sich auf Quellen über die Firma Reinfelder und Hertel.
                    Otto Töpfer (s.Zenitokular) stellte wohl mechanische und optische Geräte her.

12.01.04: Diese Geräteart ist durchaus doch als einheitlich anzusehen,
                 da sich ein Besitzer eines fast identischen Gerätes mit mir in Verbindung setzte.
                 Die optischen Daten sind gleich, die Montierung unterscheidet sich  in Details.
                 Das Stativ ist als Dreibein ausgeführt, s.u.a. Bild.

Offensichtlich ging dieses Gerät zumindest in eine Kleinserie, wie aus Quellen die mir von anderer
Seite genannt wurden, zu vermuten ist.
 


Ich bitte den Besitzer des Gerätes um Kontaktaufnahme, da ich Kontaktdaten nicht mehr habe. Danke!
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2004: Inzwischen bekam mein Gerät neue "Beine", ein stabiles Berlebach hievt den ca. 30 Kilo schweren Aufbau in eine
          (meist) etwas angenehmere Beobachtungsposition als mit der deutlich kürzeren Originalsäule:

Okt. 2004: Dr. Jürgen Kost berichtet innerhalb seiner Website >>"meridiankreis.de" über geschichtliche Hintergründe von
                   Reinfelder und Hertel mit Bildern dieses Refraktors, aufgenommen beim Reutlinger Teleskoptreffen "SAFT" in 2004
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Im Juni 2004 nahm ein Sternfreund aus den USA Kontakt mit mir auf um Ihm bei der Restaurierung eines leider
                      stark geschädigten Telskopes der exakt gleichen Bauart Tipps zu geben.
                      Unten der Zustand des Gerätes vor der Restaurierung. Stativ und Montierung sind leider nicht mehr vorhanden.

2005 Inzwischen sei der Tubus wieder zusammengesetzt und neu furniert. Es soll nun die Montierung nachgebaut werden.

März 2007: Gerät inzwischen wieder betriebsfähig, mit Eigenbaumontierung. Pedro übermittelte mir dieses Foto:


wirklich eine erstaunliche Leistung!

Hier die Geschichte zu diesem Teleskop:

Hello Bernd,
Thank you for your response.
It is a long but interesting story "wo dieses Teleskop aufgetaucht ist".
It came into the possesion of a Dr. Eberhard Arnold early last century. I am still currently researching just where it came from.
Dr. Eberhard Arnold was one of the founders of a christian community - the "Bruderhof".
You can find information about the Bruderhof at http://www.bruderhof.com .
 Some years ago the young people of the Bruderhof - which by this time was centered in the USA -
decided to preserve the history of the Bruderhof movement for the future in the form of a museum.
So about three yers ago some visited the site of the old Bruderhof and got permission from the
present owner to collect any "artefacts" they might still find from the time the Bruderhof was there.
It was at that time that this telescope was discovered in the attic of one of the farm buildings.
Unfortunately the roof of the barn was in bad repair - the barn has since collapsed I believe,
and so the telescope had been exposed to the wether for a longer time. Most of the veneer had come off,
and the slats of the tube come unglued, and a mouse made its nest inside the tube -
the eyepiece was missing. But the objective is still OK and so is the focusing mechanism.
The mount was not there, but the tripod was. So the pieces were brought to the USA
and just a few months I became aware of it and as I enjoy astronomy and mechanical engineering,
i asked if I could restore it. I have taken some pictures, which I attach, and you will see this is more
than just a simple work. However all the basic parts are sound, and I am sure in time we will have it working again.
The last two pictures show where in the original construction knot holes were removed and a piece spliced over it.
I hope you can understand my english enough.

greetings,
Pedro
 
 

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Am 15.Oktober 2008 erreichte mich folgende Mail mit Informationen über ein Reinfelder - Hertel - Teleskop
anderer Bauart, das sich wohl in Südafrika befindet:

Dear Bernd,

I got your address from the techsky.de website and found the articles you wrote very interesting. I wonder if you
can help me with the following. I have recently been given a telescope as inheritance from my grandfather.
Attached are 3 pictures of what the telescope looks like in it’s box. The stand is a tall stand (3 legs) with small
wooden sticks for x and y axis movement of the telescope. The telescope rests on the stand and is strapped on
with two leather straps.
Could you tell me more about the telescope and where I can get more information about it?
It seems to be in perfect condition but I don’t really know what to do with it.

Many thanks  N. S.

 Bilder s.u.:




 

>>  Link zur Website "meridiankreis.de" (früher: "achromat.de") mit vielen Informationen über Teleskope mit Geschichte !
(2023: Die Inhalte zu historischen optischen Geräten sind leider nicht mehr auf dieser Seite zu finden.)
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